Erfahrung religiöser Verfolgung: “Anklopfen um Mitternacht”

Anklopfen um Mitternacht

Nick Longstaff

Das Kostbarste in jedermanns Leben ist euer Kind. Von dem Moment an, wo ihr es zum ersten Mal in euren Armen haltet, verlangt euer Herz danach, dieses zerbrechliche Geschöpf mit jeder Faser eures Seins zu beschützen. Ihr wollt das Beste für euer Kind, ihr wollt es beschützen, ihr wollt, dass es sich an den Freiheiten und Möglichkeiten erfreut, die ihr nie hattet. Doch es gibt einige hässliche Stimmen in der Welt, die sogar den Seelen der Kinder große Ängste einflößen.

“Über hundert Leute griffen uns an. Hätten wir unser Haus verlassen, sie hätten uns ganz sicher getötet.” Pema Thubten erinnert sich an die Nacht, in der ein Mob von Dalai Lama Anhängern ihr Haus angriff. Steine flogen durch ihre Fenster, Glasscherben explodierten in ihren Schlafzimmern. Vergiftet von Hass goss der Mob Benzin über die Türen und zündete sie in der Hoffnung an, die Familie Thubten würde verbrennen.

Obszönitäten schreiend und das brennende Haus mit Steinen bewerfend, wobei es ihnen egal war, dass Kinder darin waren, zeigte der Mob das unvermeidliche Ziel von Intoleranz und Vorurteilen, die der Dalai Lama in ihren Geist gesät hatte. Indem er immer wieder verkündete, dass diejenigen, die Dorje Shugden verehren, verantwortlich seien für das Scheitern Tibets, seine Freiheit wieder zu erlangen, und für die Verkürzung seines eigenen Lebens - absurde Behauptungen, die niemals irgendwie logisch begründet wurden - hatte der Dalai Lama eine Atmosphäre von Hass geschaffen, in der kein Shugden Praktizierender jemals mehr das Gefühl haben kann, dass er oder seine Familie sicher sind.

Der Bildhauer Lobsang Tsultrim sagt: “Dreimal am Tag muss ich nach meiner Frau schauen, wenn sie draußen bei den Kühen ist, um sicherzustellen, dass niemand sie verletzt hat.” Seine Frau weint: “Wie oft haben sie Steine auf unser Haus geworfen?! Innen schläft ein kleines Kind! Es ist mir egal, ob sie uns Eltern töten, aber ich habe Angst, dass sie unserem Kind Schaden zufügen.”

Die  Verfolgung wurde in einem solchen Ausmaß gebilligt, dass die “Times of Tibet” und die Zeitung “Knowledge” keine Skrupel hatten, eine Anzeige mit folgendem Inhalt zu veröffentlichen: “Jedem, der gegen den Dalai Lama ist, müssen wir uns ohne zu zögern entgegenstellen, mit Menschen, Geld und unserem Besitz, das heißt mit allen Mitteln, auch mit Gewalt.”

Jampel Yeshe richtete in Delhi ein Haus für Shugden Praktizierende ein, die vor der Verfolgung in den tibetischen Siedlungen geflüchtet waren. Als Antwort darauf veröffentlichte das Sicherheitsbüro der tibetischen Exilregierung ein Dossier, indem er angeklagt wurde, ein Feind des Dalai Lama zu sein und Plakate mit “Wanted” tauchten an den Wänden tibetischer Siedlungen auf. Seine Familie wurde so stark bedroht, dass er seine Frau und seine drei Kinder ins Ausland schicken musste.

Eines dieser Poster “Wanted” hoch haltend sagt er: “Dies ist der Name meiner Frau. Die Namen all meiner Kinder sind aufgelistet, einschließlich genauer Angaben, welche Schule sie besuchen. Diese Plakate wurden überall angebracht, ich nehme an als Ermutigung uns umzubringen.

Ich musste meine Kinder aus Sicherheitsgründen ins Ausland schicken. Als meine sechsjährige Tochter ans Telefon ging, sagte ihr eine anonyme Stimme: ‘Wir werden deinen Papa töten.’ Das war so traumatisch für sie, dass sie fortwährend nach mir Ausschau hielt, versuchte alle Türen zu schließen und mich daran hindern wollte, nach draußen zu gehen. Wir sind nun schon eine ziemlich lange Zeit getrennt, die Mutter und der Vater von den Kindern, der Ehemann von seiner Frau.”

Familie Thubten hatte Glück, den ersten Angriff auf ihr Haus zu überleben. Sie flüchteten nach Dehradun und als sie weg waren, brachen die Unterstützer des Dalai Lama in ihr Haus ein und zerstörten ihren ganzen Besitz. Jetzt leben sie in den Schutzhäusern in Delhi und kämpfen ums Überleben.

Jampel Yeshe lebt allein, er kann seine Tochter nicht in die Arme nehmen, denn er fürchtet sie in Gefahr zu bringen, wenn sie in seiner Nähe ist. Seine Tränen zeigen uns, wie sehr ihn das peinigt. Welche Ängste werden wohl sie verfolgen? Nie zu wissen, ob ihr Vater in Sicherheit ist oder nicht. Die Intoleranz des Dalai Lama - eine hässliche Stimme des Hasses - hat in die Herzen der Kinder Angst gesät.

Quellen:
Pema Thubten:
Schweizer Dokumentarfilm (Teil 2): http://www.youtube.com/watch?v=Aboblx-0zAs 0:25 – 1:27
Ein Interview mit Frau Pema: http://wisdombuddhadorjeshugden.org/interview5.php
Lobsang Tsultrim:
Schweizer Dokumentarfilm  (Teil 1): http://www.youtube.com/watch?v=n5sOm-uQH9Y 8:15 – 9:50
Jampel Yeshe:
Schweizer Dokumentarfilm  (Teil 2): http://www.youtube.com/watch?v=Aboblx-0zAs 2:05 – 3:55
Ein Interview mit  Jamphel Yeshe: http://wisdombuddhadorjeshugden.org/interview4.php
Poster “Wanted” – Anzeigen in “The Times of Tibet” / “Knowledge”
Schweizer Dokumentarfilm  (Teil 2): http://www.youtube.com/watch?v=Aboblx-0zAs 0:05 – 0:40